Mittelpunkt - Juni 2023

Liebe*r Leser*in,

ich freue mich sehr Ihnen heute unsere Sommer-Ausgabe von Mittelpunkt übersenden zu können. In Hamburg beschäftigen wir uns in diesem Jahr intensiv mit der strategischen Ausrichtung der Suchtprävention und sind mitten in den Vorbereitungen für eine Zukunftswerkstatt, die im November stattfinden wird. Nähere Informationen dazu finden Sie in einem Gastbeitrag von Prof. Dr. Rainer Thomasius.

Im Weiteren stellen wir Ihnen eine Auswahl von interessanten Publikationen vor, die in den letzten Wochen im Themenfeld Sucht veröffentlicht wurden. Und wie gewohnt finden Sie natürlich viele weitere aktuelle Informationen und Veranstaltungstipps aus Hamburg, den Ländern und darüber hinaus.

Herzliche Grüße und kommen Sie gut durch den Sommer!

Christiane Lieb

Geschäftsführerin SUCHT.HAMBURG

20 Jahre connect – Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Im Jahr 2003 förderte die damalige Behörde für Soziales und Gesundheit das Modellprojekt connect - Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien in der Region Osdorf (Bezirk Altona). Die mit der Implementierung von connect verbundenen Ziele waren und sind bis heute, Fachkräfte aus verschiedenen Arbeitsfeldern, die mit Kindern und Familien arbeiten wie z.B. Schule, Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheitswesen, Sozialraummanagement und Suchthilfe, für die Situation und Thematik der Kinder aus suchtbelasteten Familien zu sensibilisieren. Eine mögliche gesundheitliche, soziale oder psychische Gefährdung der Kinder wird so frühzeitig erkannt und die Zusammenarbeit und Vernetzung der Fachkräfte gefördert. Durch den Aufbau eines Netzwerks von Fachkräften aus verschiedenen Arbeitsfeldern wird zudem die Entwicklung verbindlicher, nachhaltig wirksamer Strukturen gestärkt. Und nicht zuletzt geht es bei connect um die Unterstützung der Eltern, Hilfen anzunehmen, um so den Verbleib des Kindes in der Familie zu unterstützen. Diese Ziele wurden vom Modellprojekt in Osdorf vollständig erreicht, so dass ab 2008 die Implementierung weiterer connect-Standorte in Hamburg folgte. Langfristig etabliert haben sich vier connect-Netzwerke in Osdorf-Lurup (seit 2003), Steilshoop (seit 2008), ganz Harburg (seit 2010) und Billstedt-Horn (seit 2010).

Connect wurde mehrfach in bundesweiten Wettbewerben als Good Practice für das Multiplikator*innenkonzept, Nachhaltigkeit sowie Dokumentation und Evaluation ausgezeichnet.

Im Jahr 2023 feiern wir am 28. September 2023 von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr nun das 20-jährige Bestehen von connect im Rahmen eines Fachtags im Bürgerhaus Bornheide im Osdorfer Born. Zum Fachtag werden die in den vier Bezirken an connect beteiligten Fachkräfte und politisch verantwortliche Personen erwartet. Wenn auch Sie an unseren Fachtag teilnehmen wollen, können Sie sich hier anmelden. Wir freuen uns auf Sie!

Zukunftswerkstatt Suchtprävention in Hamburg im November 2023

(Text: Prof. Dr. Rainer Thomasius)

Suchterkrankungen sind schwerwiegende chronische Erkrankungen und können sich auf unterschiedliche Substanzen (z.B. Alkohol, Cannabis) oder Verhaltensweisen beziehen (z.B. Computerspiele, Streaming). Gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen (z.B. Pandemie, Inflation, Digitalisierung) wirken auf vielfältige Weise auf Suchtentstehung, -thematiken und betroffene Gruppen ein.

Die Hamburger Suchtprävention hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt und an äußere Einflüsse adaptiert. Suchtprävention ist neben der Beratung von suchtgefährdeten Personen sowie der Behandlung von Personen mit Suchterkrankungen eine der tragenden Säulen des Suchthilfesystems. Präventionsangebote und deren Zielgruppenansprache müssen jedoch die gesellschaftlichen Entwicklungen berücksichtigen, um akzeptiert zu werden und wirksam zu sein.

Im Rahmen eines 3-tägigen moderierten Workshops sollen etwa 60 Vertreter*innen aus Suchtprävention und -beratung, Schule, Jugendhilfe und angrenzenden Bereichen, unabhängig von verbandsbezogenen oder berufsständischen Affiliationen, zusammenkommen und im Rahmen einer Werkstatt Perspektiven für eine zukunftsfähige Suchtprävention in Hamburg entwickeln. Dabei sollen innovative Ansätze zur Weiterentwicklung und Gestaltung des Handlungsfeldes über die nächsten 10 Jahre einbezogen werden.

Die Planung, Organisation und inhaltliche Gestaltung der „Zukunftswerkstatt Suchtprävention Hamburg“ hat das Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) übernommen. Kooperationspartner sind das Referat Drogen und Sucht im Amt für Gesundheit der Hamburger Sozialbehörde sowie die Hamburger Fachstellen für Suchtprävention Sucht.Hamburg gGmbH und SuchtPräventionsZentrum (SPZ)/LI Hamburg. Die Verstetigung der Ergebnisse erfolgt durch einen Berichtsband an die Ständige Arbeitsgruppe Suchtprävention Hamburg (STAGS). Das Projekt wird durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank im Programm „#UpdateHamburg 2022“ gefördert.

HERKUNFT – ANKUNFT – ZUKUNFT: Gemeinsam für eine Entstigmatisierung von Sucht

Im Rahmen unseres Projektes HERKUNFT-ANKUNFT-ZUKUNFT (HAZ) vermitteln sogenannte Keypersons Informationen rund um das Thema Sucht für und mit Migrant*innen. Im Mittelpunkt steht dabei die Enttabuisierung des Suchtthemas in den verschiedenen Communities. Unterstützt wird SUCHT.HAMBURG dabei von geschulten Schlüsselpersonen aus den jeweiligen Communities, die ihr Wissen ehrenamtlich und in Muttersprache einbringen.

Das Thema Sucht ist in unserer Gesellschaft weiterhin ein Tabu. Ein noch offenerer Umgang mit Suchtfragen und mit allen Menschen ist jedoch sehr wichtig. Denn viele Menschen haben Vorurteile. Eine Gruppe von Menschen, die häufig von Zuschreibungen betroffen sind, stellen Suchtkranke leider noch immer dar. Daher ist es für jeden Menschen wichtig, sich seiner Vorurteile bewusst zu sein und diese zu reflektieren.

Dazu leistet HAZ in Hamburg seit inzwischen über 15 Jahren einen wichtigen Beitrag. HAZ bezieht aktiv Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern in die Suchtprävention mit ein, um mehr Menschen zu erreichen, Vorurteile abzubauen, sowie Informationen über Sucht und das Suchthilfesystem in Hamburg zu vermitteln.

Am 13. Mai 2023 startete die inzwischen siebte HAZ-Ausbildung zur Schlüsselperson mit 10 Teilnehmenden. Zentrale Inhalte der Schulung sind zum Beispiel „Sucht – Was ist das eigentlich?“, „Wie funktioniert das Suchthilfesystem in Hamburg?“ und „Wo findet man Hilfe für Betroffene und Angehörige?“.

Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung werden die neuen Keypersons Teil des ehrenamtlichen HAZ-Teams sein. Die HAZ-Keypersons sind in ganz Hamburg mit Infoveranstaltungen in ihren Muttersprachen in den Communities, Kulturvereinen oder Elterncafés aktiv. Die Schlüsselpersonen sind auch an verschiedenen Orten mit Infoständen vertreten und unterstützen SUCHT.HAMBURG bei der Durchführung von suchtpräventiven Aktionen. Vielen Dank an alle Aktiven für dieses Engagement!

Weitere Neuigkeiten und Materialien

Aktuelle Veröffentlichungen von SUCHT.HAMBURG:

Der Missbrauch psychotroper Substanzen in Hamburg und in Deutschland

Zusammenfassende Auswertung ausgewählter Krankenhausdiagnosedaten zu den wegen psychischer und Verhaltensstörungen vollstationär behandelten Patient*innen 2011 bis 2021 unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungen in den drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen. Download

Übersicht zur muttersprachigen Beratung im Suchthilfesystem

Jedes Frühjahr werden die Informationen für Fachkräfte des Suchtkrankenhilfesystems in Hamburg über die „Angebote in Fremd- und Muttersprachen der Suchtprävention und Suchthilfe Hamburg“ sowie über die „Muttersprachige Selbsthilfegruppen in Hamburg“ aktualisiert. Diese Informationen richten sich vor allem an Fachpersonen (Suchtberater*innen, Sozialarbeiter*innen usw.) für die direkte und schnelle Vernetzung und Kooperation im Einzelfall. Hierfür bietet das Hamburger Suchthilfesystem eine Vielfalt an (Mutter-) Sprachen und die deutsche Gebärdensprache an. Die Informationen können hier heruntergeladen werden.

Jahresbericht 2022 von SUCHT.HAMBURG

Im April ist der Jahresbericht 2022 von SUCHT.HAMBURG erschienen. Er gibt einen Überblick über die Arbeit in unseren Projekten, zu Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie über unsere Netzwerk- und Koordinierungstätigkeiten. Unseren Bericht finden Sie hier.

European Drug Report 2023

Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) veröffentlichte am 16. Juni die aktuelle Ausgabe des European Drug Reports (EDR). Schwerpunkt der Veröffentlichung sind aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Konsum illegaler Drogen, Schadensminderung und Interventionen im internationalen Vergleich. Der EDR ist in 25 EU-Sprachen verfügbar und kann auf der Website der EMCDDA heruntergeladen werden.

Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt weiter an

Im Jahr 2022 starben 1.990 Menschen am Konsum oder den Folgen des Konsums von illegalen Drogen und damit ca. 9% mehr Menschen, als im Jahr 2021. Die Zahl der Drogentoten in der Bundesrepublik nimmt somit zum fünften Mal in Folge zu. Haupttodesursachen waren der Gebrauch von Heroin und anderen Opioiden alleine oder in Verbindung mit anderen Stoffen. Aber auch Langzeitfolgen des Drogenkonsums sind vielfach todesursächlich. (Quelle: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/2022-erneuter-anstieg-bei-zahl-der-drogentoten/)

Jahrbuch Sucht 2023 ist erschienen

Am 26. April ist das Jahrbuch Sucht 2023 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. erschienen. Neben der umfassenden Datensammlung, -aufbereitung, -analyse und -interpretation zur Epidemiologie und Behandlung von Suchterkrankungen befasst sich die aktuelle Ausgabe unter anderem mit den Themen „Abhängigkeit oder Substanzkonsumstörung: Was lernen wir aus DSM-5 und ICD-11?“, „Persönlichkeitsstörungen und Sucht" und „Take-Home Naloxon für Opioidabhängige: ein Beitrag zur Schadensminderung?". Mehr Informationen und Quelle

Ausgewählte Fortbildungsangebote in Hamburg

Eigenständig werden: Unterrichtsprogramm für die 5. und 6. Jahrgangsstufe am 28. August Mehr Informationen und Anmeldung

Anti-Bias Training - Entwicklung alternativer Verhaltensweisen für den eigenen (Arbeits-)Alltag am 29. August Mehr Informationen und Anmeldung

Suchtgefährdung bei Jugendlichen - Epidemiologie, Risikofaktoren, Erklärungsmodelle am 5. September Mehr Informationen und Anmeldung

Zertifikatsschulung zur Trampolin - Trainer/in – Fortbildung für Fachkräfte ab 19. September Mehr Informationen und Anmeldung

Digitale Suchtberatung lebendig gestalten - Webseminar am 21. September Mehr Informationen und Anmeldung

Termine

Lina-Net – Jahrestreffen „Stationäre Nachsorge für Frauen und Mütter mit Kindern“ am 5. Juli in Hamburg Mehr Informationen

Fachtag 20 Jahre connect -Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Lebensgemeinschaften am 28. September in Hamburg Mehr Informationen

Deutsches Zentrum für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter „Cannabiskonsum in der Adoleszenz: Aktuelles aus Wissenschaft und Praxis zu Auswirkungen, Komorbidität und Behandlung“ am 11. September online Mehr Informationen

Deutscher Suchtkongress „Vielfalt in Forschung, Prävention und Therapie von Suchterkrankungen“ vom 18. bis 20. September 2023 in Berlin Mehr Informationen

30. Fachtagung Management in der Suchthilfe des Bundesverband Suchthilfe e.V.  am 27. und 28. September 2023 in Potsdam Mehr Informationen

Save the Date: Jahrestagung „ESSSTÖRUNG.SUCHT.HILFE. - Essstörungen und Substanzgebrauchsstörungen im Spannungsfeld der Hilfesysteme“ von SUCHT.HAMBURG am 22. November 2023

Gremien von SUCHT.HAMBURG

AK Sucht.Jugend 23. August

FASD-Netzwerktreffen 30. August

AK Vielfalt 31. August

AK Kinder von suchtbelasteten Eltern 11. September

AK Enter 28. September

Die Termine unserer Gremien finden Sie stets aktuell auch unter www.sucht-hamburg.de/information/termine

Kontakt

SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Hilfe.Netzwerk.

Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de

Ansprechpartnerin

Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)